Hans Pietsch - Memorial 2004

Veranstalter

Veranstalter des 2. Hans Pietsch - Memorials war wie im vergangenen Jahr der Deutsche Go Bund und der go4school e.V., an den die Veranstaltung/das Turnier ab 2005 übergehen wird.

Verwaltung u. Organisation: Steffi Hebsacker, Hamburg
Zuständig für Turnierablauf und -modus: Clemens Winklmaier, Fachsekretariat Schul-Go, Dietzenbach
Veranstalter in Berlin: Kalli Balduin, Berlin

Turnierbericht

aus einem Gespräch mit Kalli Balduin, Orga Berlin 2004

Das Motiv
Ich heiße Karl Hans Balduin und arbeite seit drei Jahren als freier Go-Lehrer in Berlin. Hans Pietsch hatte ich leider nur zweimal getroffen, in Strausberg und in Zagreb. Ich habe ihn als sehr sympathischen Menschen in Erinnerung. Nach seinem bestürzenden plötzlichen Tod war für mich klar, mich auch an einem Gedächtnisturnier für ihn beteiligen zu wollen. So war ich 2003 mit zwei Mannschaften in Bremen, wo mich die gute Atmosphäre sofort begeistert hat.

Entscheidung für Berlin, für Neukölln und die Schule
Als sich die Frage stellte, wie und wo das HPM das nächste Mal ausgerichtet werden kann und mehrere Go-Spieler einen Verein zur Unterstützung derartiger Jugendaktivitäten gründen wollten, war ich sofort interessiert. Ich bot mich später als Organisator für ein HPM in Berlin an.

 
Als Go-Lehrer an der Franz-Schubert-Grundschule in Neukölln hatte ich einen sehr guten Draht zur Direktorin, weil sie von meiner Einführung in das Go für ihre Schüler und meiner Arbeit begeistert gewesen war. Neukölln ist zwar einer der sozialen Brennpunkte Berlins, und vielleicht nicht überall schön, aber gerade auch soziale Aspekte spielen bei meiner Arbeit eine wesentliche Rolle. Der zeitgleich stattfindende Berlin-Marathon konnte zwar trotz der guten Verkehrsanbindung der Schule zu Problemen führen, andererseits hat aber auch gerade diese Veranstaltung zu Interesse unter den Teilnehmern geführt.

Einfach mal reinspringen - die Vorbereitung
Als lokaler Organisator hat man an tausend Dinge zu denken. Vier Profis, Herr und Frau Pietsch, die Betreuer und Mannschaften mit diversen Übernachtungswünschen, das war alles eine große Herausforderung für mich.
Ich war sehr froh, dass viele Helfer und Betreuer mitgearbeitet haben. Florentino Neto war unser professioneller Koch und Rüdiger Becker, Daniela und Anne Trinks und Christian Wenzel haben sehr fleißig in der Küche geholfen. Steffi, Clemens, Harald und viele andere haben in der Vorbereitungsphase geholfen.

Spannung vor dem Start- die letzte Woche
Eine Kalligraphin hatte ich erst eine Woche vorher auf einem Straßenfest kennen gelernt und hatte sofort das Gefühl, dass sie gut zum Turnier passen könnte. Durch go4school konnte ich sie kurzfristig für das Turnier gewinnen. Zwei Mannschaften mussten kurzfristig noch absagen. Deshalb bekamen Hamburger Oldenfelde 2 und das Berliner Anne Frank Gymnasium die Chance teilzunehmen.

Die Ankunft der Leute- der Freitag
Am Ende hatten wir 16 teilnehmende Mannschaften. Das Spielmaterial kam zuerst an, dann eine Ladung Essen und Getränke und dann kamen Steffi mit Yuki. Wir haben das Material verteilt und den Raum dekoriert, dann trafen Herr und Frau Pietsch mit Anna und Chizu Kobayashi ein. Anna setzte sich ans Klavier und spielte für uns, dies war einer der schönen Momente während der Vorbereitung. Nach und nach trafen die ersten Mannschaften von außerhalb ein. Die Leute in der Küche bereiteten das Abendessen vor. Einige Kinder entdeckten den Kickertisch und auch am selbst gebastelten Go-Brett für Blinde mit den Augenklappen haben sich schnell Interessierte eingefunden. So verlief der Freitag in sehr angenehmer und schöner Atmosphäre.

Der Turniermorgen- der Samstag
Im Laufe des Vormittags kamen Masataka Saijo, Catalin Taranu, Harald Kroll, Martin Stiassny , Bernhard Kraft, sowie Frau Weber vom Quartiersmanagement Neukölln und Frau Weißbecker als Mitglied des Abgeordnetenhauses Neukölln. Das Quartiersmanagement hatte eine kleine Zuwendung für das Turnier geleistet, für das ich noch einmal danken möchte.

Turniereröffnung
Nach allen Gruß- und Dankesworten vom Leiter des Nihon Kiin Masao Kato, vom DGoB, von go4school, sowie Steffi und mir als den Organisatoren wurden die Details zum Turnierablauf von Clemens geklärt. Dazu gehörte auch der erfolgreiche Sketch von Horst's Schülern aus Castrop, die wieder einmal sehr anschaulich und lustig allen Teilnehmern das Auslosen der Farben, das "Nigiri", vorgeführt haben. Nach der gemeinsamen Begrüßung "onegai shimasu" mit Japanischlehrer Harald, eröffnete Clemens pünktlich das Turnier. Endlich konnte es auch für die Hauptakteure losgehen, den 48 Kindern und Jugendlichen.

Unsere japanischen Gäste- die Profis und die Kalligraphin
Die Go Profis Masataka Saijo, Catalin Taranu, Chizu Kobayashi und Yuki Shigeno hatten sich in den Unterrichtsräumen eingerichtet und kümmerten sich um diejenigen Kinder, die als Zuschauer mitgekommen waren.

Die ersten Partien der unteren Bretter waren zügig beendet, alle Profis hatten alle Hände voll zu tun. Das blieb auch so, besonders Herr Saijo war wie immer einmalig in seiner humorvollen Art.
Ab 14 Uhr begann die Kalligraphin und war sehr schnell von vielen Kindern mit großen Augen umlagert. 70 Interessente ließen sich ihre Namen auf Hiragana, Katakana und Kanji kalligraphieren.

Der traurige Zwischenfall- ungebetene Gäste
Am späten Nachmittag merkte eine Schülerin, dass ihr Handy fehlte. Wir baten alle sofort, ihre Sachen zu kontrollieren. Mehrere Kinder stellten fest, dass ihnen Sachen fehlten. Im nachhinein erinnerten sich einige Erwachsene an ein paar scheinbar ganz normale, interessierte Jugendliche. Jemand war wohl während der Turnierrunde in die Übernachtungsräume, die sich nur 5 m gegenüber dem Turniersaal befanden, eingedrungen und hatte gezielt und in Windeseile etliche Rucksäcke durchwühlt. Es wurden u. a. MP3-Player, CD-Player, Digitalkameras und Handys entwendet. Natürlich waren die Kinder und alle Betreuer (ich wahrscheinlich am meisten) geschockt, da die Nähe zum Turnier- und Organisatorraum ein solches Vorgehen überhaupt gar nicht hätte erwarten lassen. Zu spät war allen aufgefallen, dass ein zweiter Treppenaufgang wohl eine günstige Gelegenheit zur Flucht geboten hatte. Die Polizei wurde verständigt. Später stellte sich heraus, dass eine Gruppe Jugendlicher aus der Gegend schon als Bande unter Beobachtung des LKA stand und vermutlich für den Diebstahl verantwortlich ist.

Alle Beteiligten zeigten sich sehr solidarisch, es wurde ein Fonds für die Geschädigten eingerichtet, in den Profis, Besucher, anwesende Betreuer und sogar Kinder gespendet haben. Der Abend war mit Unterricht durch die Profis, vielen Gesprächen mit netten Menschen gefüllt. Die gute Stimmung hatte man uns zum Glück nicht stehlen können.

Sonntag, der zweite Turniertag
Wir hatten die Partien am Sonntag früh beginnen lassen, damit die Fernreisenden rechtzeitig zum Zug kamen. Während oben die Köpfe über den Brettern rauchten, rauchten unten die Töpfe. Floras Künste bescherten uns mittags brasilianische Käsebrötchen und grüne Linsensuppe. Zwischendurch nahm ich mir eine Viertelstunde frei und spazierte mit Anna Kobayashi zum Marathon in der Nähe.

Siegerehrung
Das Rhein-Sieg-Gymnasium aus St. Augustin (Knauf/ Knauf/ Joswig) wurde Erster. Die Siegermannschaft hatte keine einzige Partie und keinen Brettpunkt abgegeben, ein richtiger Durchmarsch. Zweiter wurde die Willy-Brandt-Gesamtschule aus Castrop-Rauxel, NRW (Hennerkes/ Gebert/ Rarkowski), Dritter das bayrische Gymnasium Erding (Qian/ Dreyer/ Riepe). Den Pietsch-Preis der besten Nicht-Finalisten erhielt das Gymnasium Oldenfelde Hamburg (Popov/ Lorenz/ Kaczwin). Herzlichen Glückwunsch!

Die ersten Mannschaften wurden gebührend gefeiert und mit Preisen bedacht. Wie schön, dass so viele zusätzliche Preise gestiftet worden waren. Harald kündigte an, dass durch go4school e.V. das HPM nun ein Jahr länger und mindestens wohl bis 2007 stattfinden kann. Alle Anwesenden dankten Steffi für Ihren Einsatz beim Aufbau des HPM und der Schul-Go Mannschaftsmeisterschaft.

Und dann noch…Nach dem Schluss
Dann plötzlich war alles vorbei und es ging ans Abbauen und Aufräumen. Besonders gefreut hat mich, dass mir eine Gruppe Schüler und ein paar Berliner Go-Spieler bis zum Ende geholfen haben.
Abschließend möchte ich sagen, dass ich sehr zufrieden bin, was wir in den letzten beiden Jahren für das Jugend-Go erreicht haben. Ich glaube, alle haben die Atmosphäre der Gemeinsamkeit gespürt, die nur aufkommt, wenn die Dinge, die man gemeinsam macht, aus echter Freundschaft erwachsen.

(Aufgeschrieben für Kalli Balduin von Harald Kroll)